LEICHTER LEBEN MIT COACHING-GRUNDHALTUNGEN

Wie bei allen „Techniken“, die es zu erlernen gilt, wenn man seine Kommunikations-, Management- oder sonstige Fähigkeiten verbessern möchte, ist es nicht damit getan, diese Techniken zu „verstehen“. Die Ratio ist für‘s Verständnis zwar unumgänglich, aber jeder, der schon versucht hat, etwas so locker und selbstverständlich hinzukriegen wie der/die Trainer:in es vorgemacht hat, musste wahrscheinlich feststellen, dass das Verständnis allein noch nicht die Garantie für nachhaltigen Erfolg ist. Eine Kleinigkeit fehlt: das, was man gelernt und verstandesmäßig für sich abgespeichert hat, muss erst in der eigenen Persönlichkeit verankert. Kurz gesagt: Die Verbindung Hirn-Herz muss geschaffen werden. Und das gelingt, indem man bestimmte Verhaltensweisen zu inneren Grundhaltungen macht. Drei der wichtigsten Grundhaltungen, die wir auch im Coaching leben, stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor.

GLEICHWERTIGKEIT: AUF DER GLEICHEN EBENE KOMMUNIZIEREN

Gehen Sie davon aus, dass Sie sich im Gespräch mit anderen stets auf derselben Ebene befinden. Was das heißt? Nicht mehr und nicht weniger, als dass Sie Ihrer:n Gesprächspartner:innen zugestehen, in ihrem Umfeld und für ihre Anliegen Expert:innen zu sein. Und sich selbst gleichzeitig auch, dass Sie Expert:in für Ihr Anliegen sind. Sie stellen sich weder über den anderen, indem Sie etwa sagen „Na, machen Sie das doch einfach so, oder so.“, noch unter ihn – z.B. mit Aussagen wie „Na, wenn Sie meinen, dann mache ich es so wie Sie sagen“. Stattdessen fragen Sie „Wie könnten Sie das machen, damit es für Sie passt?“ oder „Wie würden Sie es denn am effektivsten angehen?“. Oder aber „Ich sehe es so, Sie sehen es anders, wie könnte eine gemeinsame Lösung aussehen?“. Merken Sie den Unterschied? In einem Fall gibt es immer eine:n „Gescheitere:n“, die/der offenbar besser Bescheid weiß. Im anderen Fall sind es zwei Partner:innen, die eine Lösung finden wollen. Und können.

Aktiv zuhören und dabei entspannt bleiben – löschen Sie Ihre persönliche Festplatte.

Ein guter Coach macht in einem Gespräch keine Notizen für sich und ist dennoch immer den Gedanken seiner Gesprächspartner:in auf der Spur. Selbst in einem zweistündigen Coachinggespräch kann sie/er die ganze Zeit unmittelbar und mit voller Aufmerksamkeit beim Coachee bleiben. Das Geheimnis (das eigentlich keines ist), liegt darin, sich voll auf die Wahrnehmungswelt und auf die „Wirklichkeit“ des anderen zu konzentrieren, und dabei die eigene Wirklichkeit auszublenden, also die eigene Festplatte mit all den Vorannahmen und mentalen Modellen zu löschen. Unbefangen und unbelastet in ein Gespräch zu gehen.

Vielfach wird als wesentlicher Bestandteil des aktiven Zuhörens das Wiederholen des Gesagten propagiert: „Geben Sie das, was die:der andere gesagt hat, in Ihren eigenen Worten wieder!“ Das hört sich dann etwa so an: „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, meinen Sie also ...“ oder „das heißt also für Sie ...“ und dann kommt eine wohlgesetzte Interpretation des soeben Gehörten. Sie können das getrost vergessen, wenn Sie sich der Wirklichkeit Ihrer:s Gesprächspartners:in auf der Coachingebene nähern wollen. Gehen Sie einfach davon aus, nicht wissen zu müssen, was der andere meint oder was etwas für ihn heißt. Brauchen Sie auch nicht. Notfalls können Sie nämlich fragen: „Was meinen Sie also?“ oder „Was heißt das jetzt für Sie?“ Der Unterschied ist auch hier wieder deutlich: anstatt bereits während der Ausführungen des anderen angestrengt nachzudenken, wie Sie das jetzt zu verstehen und zu interpretieren haben oder wie das Gespräch weitergehen soll, hören Sie einfach auf die Worte und knüpfen daran an. Sagt Ihr Gegenüber „Ich erwarte eine sinnvolle Vorgangsweise“ werden Sie das Gespräch wesentlich effizienter weiterführen, indem Sie beispielsweise fragen „Was bedeutet denn für Sie sinnvoll?“ anstatt prompt Ihre eigenen Vorschläge für Sinnhaftigkeit zu präsentieren, die womöglich etwas ganz anderes meinen als Ihr:e Gesprächspartner:in sich vorstellt. Ihr Gespräch wird nicht nur effizienter sein, sondern auch wesentlich entspannter und ohne große Anstrengung verlaufen.

Wertschätzung und Respekt – nehmen Sie Ihre Gesprächspartner:in ernst.

Coaching bedeutet unter anderem, ein Gespräch auf der Basis von Respekt und Wertschätzung gegenüber dem anderen zu führen. Nun sagen Sie vielleicht „Oh nein, ich bin wirklich nicht bereit, jetzt alle Menschen wertzuschätzen, über diese Phase bin ich wahrlich hinaus. Ich stehe dazu, dass ich manche Leute einfach nicht aushalte!“. Und das vollkommen zu Recht. Kein Mensch kann alle anderen mögen, schätzen und womöglich auch noch nett finden. Das soll es auch nicht sein. Wahrscheinlich haben wir beide, Sie und ich, eine unterschiedliche Interpretation im Hinblick auf Wertschätzung und Respekt.

Was respektiert werden soll, ist nicht primär die Person, um die es geht, sondern die Tatsache, dass manches für den einen ein Problem ist, was für den anderen eine absolute Kleinigkeit darstellt. Wir äußern uns da oft sehr deutlich, ohne es zu beabsichtigen, wir meinen es oft sogar noch gut: „Das kann ja kein solches Problem für dich sein!“ oder „Du schaffst das schon ...“ oder gar „Na, so schlimm wird’s schon nicht sein ...“ Die Wirkung ist garantiert.

Der andere denkt sich „Ist es aber“ oder „Ich schaff das nie!“, oder gar „Es ist sogar noch schlimmer!“ (Vielleicht sogar mit Nachsatz „Aber du hast keine Ahnung davon und ich werde mich auch nicht mehr an dich wenden“.) Also: auch wenn für Sie das dargestellte Problem keines ist, behandeln Sie es wie ein Problem. Denn das ist es – für die/den anderen.

Viel Erfolg beim Verankern dieser Coaching-Haltungen und beim Stärken Ihrer persönlichen Herz-Hirn-Connection!

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