Diversität im Führungsalltag
Das volle Potential von Unterschiedlichkeit nutzen
In einer zunehmend diversen Arbeitswelt wird Führung immer komplexer – und chancenreicher. Systemische Führung betrachtet Organisationen als lebendige soziale Systeme, in denen Unterschiedlichkeit nicht nur toleriert, sondern als Ressource bewusst genutzt wird. Positive Leadership stärkt diesen Ansatz, indem sie auf Wertschätzung, Stärkenorientierung und psychologische Sicherheit setzt. Wir zeigen Ihnen, was es bedeutet, Diversität in systemischer Führung zu berücksichtigen.
Diversität als Ressource
In der Führungsrolle die Unterschiedlichkeit von Menschen bewusst wahrzunehmen, wertzuschätzen und aktiv in Entscheidungen und Führungsprozesse einzubeziehen - und das im Sinne systemischen Denkens – heißt konkret:
1. Wertschätzung von Unterschiedlichkeit
Erkennen Sie an, dass Menschen verschieden sind – in Bezug auf Herkunft, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Bildung, Denkweisen, Lebensentwürfe usw. Diese Vielfalt wird als Ressource gesehen.
Beispiel:
Bei der Planung eines Projekts stellen Sie ein Team zusammen, das bewusst Kolleg:innen aus verschiedenen Abteilungen, Altersgruppen und Hintergründen einbezieht. Sie als Führungskraft betonen in der Auftaktrunde, dass unterschiedliche Erfahrungen willkommen sind und dass alle eingeladen sind, ihre Sicht einzubringen.
2. Systemisches Denken anwenden
Verstehen Sie Organisationen als komplexe soziale Systeme. Diversität bedeutet „Vielfalt der Menschen“ und auch „Vielfalt der Perspektiven“. Systemisch führen heißt: Unterschiedliche Sichtweisen aktiv einbeziehen, um das Ganze besser zu verstehen und tragfähigere Lösungen zu entwickeln.
Beispiel:
In einem Workshop zu einem wiederkehrenden Problem im Unternehmen fragen Sie nicht nur „Was läuft falsch?“, sondern bitten alle Beteiligten, aus ihrer Perspektive zu schildern, wie sie die Situation erleben bzw. was gut gelungen ist. Nutzen Sie z. B. gemeinsam mit Ihrem Team ein Systembrett, um die Beziehungen und Kommunikationswege sichtbar zu machen. So wird deutlich, dass das Problem nicht an Einzelpersonen, sondern an Mustern liegt, die nur gemeinsam verändert werden können.
3. Reflexion eigener Muster und blinder Flecken
Systemische Führung beinhaltet Selbstreflexion. Hinterfragen Sie, wo Sie möglicherweise unbewusste Vorurteile haben oder bestimmte Perspektiven systematisch ausblenden – etwa weil sie „nicht in Ihr Bild passen“.
Beispiel:
Sie bemerken, dass Sie in Meetings oft dieselben Personen zuerst um ihre Meinung bitten – vielleicht unbewusst, weil sie Ihnen ähnlich sind oder weil Sie sich mit ihnen sicher fühlen. Nehmen Sie sich vor, bewusst andere Teammitglieder aktiv einzubeziehen, und fragen Sie sich immer wieder: „Wen höre ich bislang zu wenig?“
4. Kommunikation und Entscheidungsprozesse inklusiv gestalten
Gestalten Sie Meetings, Entscheidungen und Informationsflüsse so, dass verschiedene Stimmen gehört werden – nicht nur die lautesten oder mächtigsten. Fördern Sie psychologische Sicherheit, damit sich auch Minderheiten oder introvertierte Personen einbringen können.
Beispiel:
Bei einer Entscheidung über neue Arbeitszeitmodelle richten Sie ein anonymes Online-Feedbacktool ein, damit auch introvertierte Kolleg:innen oder solche, die Hemmungen haben, in großer Runde zu sprechen, ihre Ideen äußern können. Stellen Sie sicher, dass diese Rückmeldungen gleichwertig berücksichtigt werden.
5. Teamdynamiken beobachten
Systemisch führen heißt, auf Muster in Beziehungen zu achten. Wer wird (nicht) gehört? Wer übernimmt welche Rolle? Diversität zeigt sich nicht nur in Fakten, sondern auch in unausgesprochenen Regeln, Hierarchien und Gruppenzugehörigkeiten.
Beispiel:
Während eines Projektes stellen Sie fest, dass ein Teammitglied ständig unterbrochen wird, wenn es spricht. Greifen Sie dies in einem Reflexionsmeeting auf und moderieren Sie die Gesprächskultur neu, indem Sie klare Gesprächsregeln einführen („ausreden lassen“, „Redelisten“) und allen bewusst machen, wie wichtig gleichberechtigte Beteiligung ist.
6. Vielfalt als Innovationsmotor nutzen
Erkennen Sie an, dass diverse Teams oft kreativer und lösungsorientierter arbeiten – wenn sie gut geführt sind. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, Reibung nicht zu vermeiden, sondern produktiv zu gestalten.
Beispiel:
Ein interdisziplinäres Team mit Menschen verschiedener kultureller Hintergründe arbeitet an der Einführung eines neuen Produkts. Durch die Vielfalt an Perspektiven kommen sie auf Lösungen, die keiner allein entwickelt hätte, zum Beispiel eine lokal angepasste Marketingstrategie für verschiedene Märkte. Schaffen Sie den Rahmen, in dem diese Reibung nicht eskaliert, sondern konstruktiv genutzt wird.
Diversität systemisch und mit einer positiven Führungshaltung zu gestalten, bedeutet, das volle Potenzial unterschiedlicher Perspektiven zu nutzen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle gesehen und gehört fühlen. So entsteht nicht nur mehr Zusammenhalt und Motivation, sondern auch nachhaltiger Erfolg für Teams und Organisationen. Denn nur wenn wir Vielfalt wertschätzen und einbinden, können wir die Komplexität unserer Welt meistern – und gemeinsam zukunftsfähige Wege gestalten.